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Erweiterung des Serlachius-Museums Gösta in Finnland

Im Spiel mit der Natur

Mitten in den finnischen Wäldern verbergen sich manchmal ungeahnte Schätze. So auch im kleinen Ort Mänttä-Vilppula nördlich von Tampere. Mit der Eröffnung des Gösta Pavillon im Sommer 2014 hat das dortige Serlachius-Museum Gösta endlich einen würdigen Platz für die private Kunstsammlung seines Namensgebers gefunden. In der auffallenden Glas- und Holzfassade des neuen Anbaus spiegelt sich im wahrsten Sinne des Wortes das Wesen des Nordens – Wasser und Wald.

Doch die Wahl der Baumaterialien ist nicht die alleinige Reminiszenz an die gewaltige Natur rund um die Heimat des Industriellen und Kunstsammlers Gösta Serlachius. Denn der Entwurf des spanischen Architekturbüros MX-SI, Barcelona, verbindet sich mit dem umliegenden Gebäudebestand und der gewachsenen Landschaft zu einer einzigartigen Szenerie. Die gesamte Konstruktion des Anbaus besteht aus 100 parallelen außen wie innen sichtbaren Brettschichtholzrahmen, durchbrochen von hohen Verglasungen. Gleich einem abstrakten Wald, dessen Stämme je nach Richtung neue Sichtachsen freigeben, verschmilzt der Gösta Pavillon mit seiner Umgebung. Die teilweise in tiefe Gebäudeeinschnitte integrierten Structural Glazing Fassaden spiegeln haushoch das Grün des alten Baumbestands auf dem parkähnlichen Gelände. Ihre Entsprechung finden die spiegelnden Glasflächen in der dreidimensionalen Struktur der Holzfassade: Entlang des Gebäudes klappen die schmalen vertikal verlaufenden Fichtenholzelemente immer weiter auf und geben mehr und mehr Verglasungen frei. Ob beim Blick von außen nach innen oder andersherum - die Konturen zwischen Gebäude und Natur scheinen sich regelrecht aufzulösen.

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Die Warme Kante in der Structural Glazing Fassade: (1) Ködispace 4SG (schwarz) von Kömmerling ersetzt Primärdichtstoff, Abstandhalter und Trockenmittel gleichzeitig (2) UV-beständiges 2K-Silikon fungiert als Sekundärdichtstoff. (3) 2K-Structural-Glazing-Silikon (4) Wetterabdichtungs-Silikon

Warme-Kante-System von Kömmerling

Ohne Glas wäre dieser Effekt nicht zu erzielen. Daher besetzen die silikonversiegelten Verglasungen eine der Hauptrollen der ungewöhnlichen Fassade. Sie alle wurden von der finnischen Firma Seloy, Huittinen, mit einem Dichtstoff von Kömmerling gefertigt. In den geklebten Elementen verbirgt sich ein besonderes Warme-Kante-System, das aufgrund seines flexiblen Randverbunds den extremen thermischen Belastungen der nordischen Witterung problemlos gewachsen ist. Kern der Abdichtung ist der Dichtstoffabstandhalter Ködispace 4SG von Kömmerling (siehe Interview). Mit diesem Warme-Kante-System sind die Isoliergläser außerordentlich robust, belastbar und langlebig - also perfekt geeignet für die bauphysikalischen Eigenheiten des Structural Glazing.

Glas mit ästhetischem Anspruch

Darüber hinaus verhilft die präzise robotergesteuerte Herstellung mit Ködispace 4SG den Glaselementen zu einer außerordentlichen Ästhetik: Kein unschöner Versatz der Abstandhalter bei den 3fach-Isoliergläsern, keine störenden Lichtreflexionen durch Metallprofile. Der schwarze Dichtstoff lässt den Scheibenzwischenraum nahezu unsichtbar werden. Ungehindert gelangt jeder Blick aus dem Museum hinaus und unterstützt so die Illusion des fließenden Übergangs zwischen Gebäude und Natur.

Der 135m lange und bis zu 17m hohe Pavillon ist durch einen Glaskorridor an die ehemalige Privatresidenz der Familie Serlachius, das Joenniemi Manor, angebunden. Das altehrwürdige Backsteinhaus mit dem Kupferdach liegt auf einem Plateau direkt am See Melasjärvi und dominiert das 5700m2 umfassende parkähnliche Grundstück. Dezent parallel zur Hauptachse, welche Villa, Seeufer und die Brücke zur gegenüberliegenden Insel Taavetinsaari verbindet, liegt der Neubau. Das Ensemble strukturiert die Landschaft, ohne sie einzuengen. Gleichzeitig umrahmt es die Teile der Außenanlage, die als Ausstellungsfläche genutzt werden.

Mit dem Neubau vergrößert sich die bereits vorhandene Museumsfläche von 500m2 in der Villa auf insgesamt 1.500 m2. Drei Ausstellungsbereiche beinhaltet der Gösta Pavillon, dazu Foyer, Restaurant, Veranstaltungsraum, Lager und Museumsshop. 20 Millionen Euro hat die Kunststiftung Serlachius in den Anbau investiert, nach 18 Monaten Bauzeit wurde der Pavillon eröffnet. Neben der Dauerausstellung der Gösta Serlachius Kunstsammlung sind wechselnde Ausstellungen finnischer und internationaler Künstler zu sehen.

Interview mit Dr. Knut Göke, Produktmanager der Kömmerling Chemische Fabrik GmbH. Welche Probleme können bei Isoliergläsern in Glasfassaden auftreten?

Durch die extremen Temperaturen, die in den Fassaden entstehen, dehnen sich die Isoliergläser und ziehen sich wieder zusammen. Der Randverbund ist dadurch enormen Belastungen ausgesetzt. Trägt er diese Pumpbewegungen nicht mit und gleicht sie aus, wird er undicht. Seine Elastizität ist deshalb eine wesentliche Voraussetzung für ein dauerhaft dichtes Isolierglas. Anderenfalls drohen Gasverlust und Verlust der Wärmedämmung. Zusätzliche Probleme können durch Materialunverträglichkeiten der verwendeten Kleb- und Dichtstoffe untereinander und im Zusammenspiel mit den verwendeten Baumaterialien entstehen. Im schlimmsten Fall drohen hier teure Bauschäden.

Warum ist das von Kömmerling entwickelte Ködispace 4SG für Structural Glazing besonders geeignet?

Das schwarze Polyisobutylen wird aus dem Fass direkt auf die Scheibe extrudiert und bildet einen absolut dichten, homogenen Abstandhalter. Dabei ersetzt es gleichzeitig Primärdichtstoff, metallischen Abstandhalter und Trockenmittel. Aufgrund seiner speziellen Zusammensetzung geht Ködispace 4SG sowohl mit dem Glas als auch mit dem Sekundärdichtstoff Silikon eine chemische Bindung ein. Der komplette Randverbund bleibt dauerhaft elastisch, also auch langfristig gasdicht. Kömmerling hat außerdem die passenden, auf Verträglichkeit geprüften Sekundärdichtstoffe im Programm und bietet damit ein sicheres und hervorragendes Warme-Kante-System aus einer Hand.

Welche Vorteile kann der Dichtstoff in dem neuen Gösta Pavillon ausspielen?

Auch große Kälte setzt den Verglasungen zu. Die tiefen Minustemperaturen im finnischen Winter bewältigt die Warme Kante mit Ködispace 4SG ganz problemlos. Zum Tragen kommen in diesem Klima natürlich außerdem die sehr gute Wärmedämmung der Isoliergläser und ihre Langlebigkeit. Die besondere Optik des unsichtbaren Abstandhalters unterstützt zudem bestens den interessanten architektonischen Entwurf. (ar/pp)

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Der schwarze Dichtstoff von Kömmerling lässt den Scheibenzwischenraum nahezu unsichtbar werden.

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Eine interessante Glas- und Holzfassade kennzeichnet den Entwurf des spanischen Architekturbüros MX-SI.

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Sämtliche Isoliergläser wurden von der finnischen Firma Seloy hergestellt.

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Gleich einem abstrakten Wald geben die Holzrahmen je nach Richtung neue Sichtachsen frei.

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Das Gebäudeensemble umrahmt die Teile der Außenanlage, die als Ausstellungsfläche genutzt werden.

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Das Serlachius-Museum Gösta liegt malerisch im finnischen Wald an einem See.

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Der Neubau ist durch einen Glaskorridor an das alte Backsteinhaus angebunden.

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In den haushohen Structural Glazing Fassaden scheinen die Grenzen zwischen Natur und Gebäude zu verschwimmen.

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Die Konstruktion des Pavillons besteht aus parallelen sichtbaren Brettschichtholzrahmen, durchbrochen von hohen Verglasungen.

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Die spiegelnden Verglasungen lösen die Konturen des Neubaus geradezu auf.

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Baumaterial und Konstruktion spielen mit der gewaltigen Naturumgebung.

Weitere Informationen und Belegexemplar an:

Kömmerling Chemische Fabrik GmbH
Zweibrücker Str. 200
66954 Pirmasens
Tel: +49 6331 56-2330
Fax: +49 6331 56-1110
E-Mail: alexandra.rohr@hbfuller.com
www.koe-chemie.de

Bautafel

Objekt: Serlachius-Museum Gösta, Pavillon
Bauherr: Gösta Serlachius Kunststiftung
Planer/Architekt: MX-SI Architekturstudio (Barcelona/Spanien)
Fassadenbauer: Jämsän Kone- ja Rakennuspalvelu Oy (Jämsä/Finnland)
Isolierglashersteller: Seloy Oy (Huittinen/Finnland)
Hersteller Abstandhaltersystem: Kömmerling Chemische Fabrik GmbH
(Pirmasens)
Fertigstellung: Juni 2014